Gewässer in der Türkei
In Bezug auf Gewässer in der Türkei ist der Staat einerseits zu einem großen Teil von Wasser umgeben, andererseits bedroht Wasserknappheit in weiten Teilen des Landes das Leben von Mensch und Tier. Der ganze Norden wird vom Schwarzen Meer, Karadeniz, begrenzt. Im Süden findet man seinen Gegenpart, Akdeniz, das Mittelmeer. Übersetzt man seinen türkischen Namen ins Deutsche heißt es das Weiße Meer. Im stark zergliederten Südwesten und Westen des Landes findet man die Ägäis, Ege, die durch die Dardanellen mit dem Marmarameer im Nordwesten verbunden ist. Das Marmarameer ist ein Binnenmeer, das Europa und Asien trennt. Es ist durch den Bosporus, die Meerenge, die Istanbul in einen europäischen und einen asiatischen Teil gliedert, mit dem Schwarzen Meer verbunden.
In den anatolischen Hochgebirgen entspringen die Quellflüsse großer und wichtiger Ströme. Euphrat und Tigris beispielsweise, die legendären Zwillingsflüsse, die kaum vereinigt in den Persischen Golf münden, entstammen Quellen im ostanatolischen Bergland. Der Euphrat, den man in der Türkei als den Firat kennt, ist mit seinem längsten Quellfluss, dem Murat, 3380 Kilometer lang. Mit dem Karasu, dem zweiten Quellfluss des Firat, vereinigt sich der Murat in der Keban-Talsperre. Der Dicle, wie der Tigris auf Türkisch heißt, stammt aus dem Osten des Taurus-Gebirges. Als der Quellfluss des 1900 Kilometer langen Flusses gilt der Gölcük, wenngleich eine genaue Festlegung schwierig ist, weil der Tigris aus sehr vielen kleinen Nebenflüssen besteht.
Euphrat und Tigris mögen die längsten Flüsse sein, die durch die Türkei fließen – aber sie durchqueren noch andere Staaten, bis sie ins Meer münden. Der längste Fluss, der ausschließlich durch die Türkei fließt, ist der K?z?l?rmak. Auch dieser Strom entspringt im Hochland Ostanatoliens. Er mündet ins Schwarze Meer, sein Delta gilt als ein sehr interessantes und schützenswertes Feuchtgebiet. Übrigens: in der Antike nannten die Griechen den K?z?l?rmak auch Halys, salziger Fluss. Sein heutiger, türkischer Name bedeutet übersetzt „Roter Fluss“. Seine rötliche Farbe verdankt er einem hohen Gehalt an eisenhaltigen Sedimenten. Wie bei den meisten türkischen Flüssen schwankt der Wasserstand des K?z?l?rmak jahreszeitenabhängig stark. Im den meist sehr heißen und trockenen Sommern sinkt der Pegel drastisch, während die Niederschläge des Winters und die alljährliche Schneeschmelze in den Bergen häufig Überschwemmungen und Hochwasser verursachen.
Um diesen zum Teil erheblichen Schwankungen, die alle türkischen Flüsse betreffen, Herr zu werden, entstand eine Vielzahl von Stauseen entlang der Flüsse. Sie regulieren aber nicht nur zu hohe oder zu niedrige Wasserstände – sie sind auch wichtige Trinkwasserreservoirs, die gerade im steppigen Anatolien überlebenswichtig sind. Ein besonders ambitioniertes Staudammprojekt der türkischen Regierung rief allerdings den Unmut der syrischen und irakischen Bevölkerung hervor: das Südostanatolien-Projekt, kurz GAP. Bis zum Jahr 2010 sollen im Rahmen dieses Projektes 22 Staudämme in Südostanatolien entstehen, die u.a. auch Euphrat und Tigris stauen. Das schon seit den 1980er Jahren laufende Projekt gräbt so im wahrsten Sinne des Wortes den türkischen Nachbarstaaten Syrien und Irak das Wasser ab.
Zu den drei größten natürlichen Seen der Türkei zählen der Van Gölü, der Tuz Gölü und der Bey?ehir Gölü. Letzterer versorgt die mittelanatolische Provinz Konya und ist mit 651 km² der drittgrößte See der Türkei. Er ist vor allem aufgrund seiner reichen Fischbestände und einiger idyllischer Inseln als Urlaubs- und Naherholungsgebiet bekannt und geschätzt.
Als der zweitgrößte türkische See gilt der Tuz Gölü, der Salzsee. Er erstreckt sich zwar über 1500 km², ist aber im Durchschnitt lediglich 1 bis 2 Meter tief. Neben Fabriken zum Salzabbau beherbergt er vor allem Vogelarten wie Blässgänse, Rötelfalken und Rosaflamingos. Der im äußersten Osten der Türkei liegende Vansee ist mit 3740 km² Fläche der größte See der Türkei. Umgeben und gespeist vom ostanatolischen Hochland ist der stark alkalische See angeblich Heimat eines Seeungeheuers. Was dagegen sicher ist: von hier stammen die vom Aussterben bedrohten Vankatzen.