Hagia Sophia
Die Hagia Sophia hat eine wechselhafte Geschichte. Früher war das Gotteshaus eine byzantinische Kirche, bevor es in späteren Jahren zur Moschee wurde. Heute ist die Hagia Sophia ein Museum und das Wahrzeichen von Istanbul.
Die Architektur der Hagia Sophia
Sowohl von außen als auch im Hinblick auf den Innenraum gilt die Hagia Sophia als Meisterwerk der Architektur. Im Mittelpunkt des Bauwerks gibt es einen Sakralraum, den zwei Seitenschiffe umrahmen. Über dem Kirchenraum befindet sich die große Kuppel, deren zahlreiche Fenster dafür sorgen, dass Licht ins Innere der Kirche gelangen kann. Das ermöglicht eine ganz besondere Beleuchtung des Innenraums.
Die Geschichte der Hagia Sophia
Es gibt eine Überlieferung, die besagt, dass bereits Kaiser Konstantin im Jahr 325 auf dem Platz der späteren Hagia Sophia ein Gotteshaus erbaut haben soll. Dieses wurde im Jahr 404 durch einen Brand zerstört. Theodosius III. beschloss erneut den Bau einer Kirche. Im Jahr 415 ließ er das fünfschiffige Gotteshaus erbauen. Dieses brannte jedoch 532 ab. Kaiser Justinian beschloss, an der gleichen Stelle eine Kirche zu errichten. Er beauftragte namhafte Architekten mit dem Bau des Gotteshauses. Die Grundsteinlegung der Kirche erfolgte im Jahr 532. Der Bau der Hagia Sophia dauerte dann fünf Jahre lang. Vermutlich waren rund 10.000 Arbeiter an der Errichtung dieses Bauwerks beteiligt. Die Pläne für die Hagia Sophia stammten von dem Mathematiker Isidor von Milet und aus der Feder des Architekten Anthemios von Tralleis.
Kaiser Justinian konnte im Jahr 537 die Palastkirche zum ersten Mal sehen und soll tief beeindruckt gewesen sein. Besonders die Kuppel der Basilika setzte ganz neue Maßstäbe. In den Jahren 553 und 558 gab es jedoch Erdbeben, bei denen die Kuppel einstürzte. Im Zeitraum von 558 bis 562 wurde daraufhin eine Überarbeitung des Bauplans vorgenommen. Die Kuppel der Hagia Sophia wurde während des Wiederaufbaus in ihrem Durchmesser verkleinert, gleichzeitig aber um rund sieben Meter erhöht. Ihre Stützpfeiler erhielten eine Verstärkung. Im Jahr 562 wurde die Kirche mit ihrer neuen Kuppel eingeweiht.
Auch in späteren Jahren traten noch Probleme mit Erdbeben auf. Im Jahr 989 stürzte der westliche Kuppelbogen bei einem weiteren Erdbeben ein. Der Architekt Trdat erhielt daraufhin von Kaiser Basileius II. die Anweisung, die Kuppel wieder aufzubauen. Ein starkes Erdbeben im Jahr 1346 hatte zur Folge, dass der östliche Kuppelbogen einbrach. Nun bekam die Kirche Stützmauern, die außen an dem Gotteshaus angebracht wurden, was zu einer besseren Statik beitragen sollte. Auch in heutiger Zeit wird befürchtet, dass die Kuppel durch Erdbeben gefährdet sein könnte. Von der türkischen Regierung und der UNESCO wurde daher ein Gremium von Experten damit beauftragt, sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen.
Im sechsten Jahrhundert nach Christus machte die Hagia Sophia durch die Verbindung von griechisch-römischen und orientalischen Elementen auf sich aufmerksam. Zur Zeit des byzantinischen Reiches fanden seit dem Jahr 641 die Krönungen der Kaiser in der Hagia Sophia statt.
Im Jahr 1453 wurde Konstantinopel durch die Osmanen erobert. Die Hagia Sophia wurde nun zur Hauptmoschee der Osmanen. Eine Gebetsnische in Richtung Mekka, eine Medrese, eine Zisterne und ein Hof entstanden. Auf den Fußboden kamen Teppiche. Am nördlichen Hauptpfeiler wurde eine Sultansloge errichtet. Murat IV. ließ die Wände der Hagia Sophia mit Koransprüchen beschriften. Rundschilder, die acht Meter breit sind, wurden im Vorraum angebracht. Auf ihnen stehen in arabischer Schrift die Namen Allahs und Mohammeds. Auch die Kalifen sowie die Enkelsöhne des Propheten sind namentlich auf diesen Rundschildern erwähnt. In die Apsis kam die nach Mekka ausgerichtete Gebetsnische. Rechts der Apsis entstand die Freitagskanzel. Sie war ein Geschenk von Süleyman dem Prächtigen. Davor erhielt die aus Marmor angefertigte Vorbetertribüne ihren Platz. Vier Minarette wurden errichtet.
Aus baugeschichtlicher Sicht zählt die Hagia Sophia zu den bedeutendsten Bauwerken, die die Spätantike vorzuweisen hat. Besonders beeindruckend ist die Kuppel, die sich über den gesamten Innenraum erstreckt. Sie wird von vier Pfeilern gehalten. Auf diese Besonderheit ist die bauhistorische Bedeutung der Kuppel zurückzuführen. Die Kuppel, die nur von vier Pfeilern gestützt wird, erweckt den Eindruck, als würde sie über dem Hauptraum schweben. Innerhalb der Kuppel wurden 40 Fenster eingearbeitet.
Die Mosaiken
In der Hagia Sophia befinden sich wertvolle Mosaiken. Sie können sowohl auf der Empore als auch innerhalb der Seitenräume und auf einigen Galerien besichtigt werden. Hierzu gehört die Figurengruppe mit Christus Pantokrator, die sich über der Kaisertüre befindet. Auch die Darstellung eines knienden Kaisers kann besichtigt werden. Vermutlich handelt es sich um Leo VI. Allerdings ist es auch möglich, dass der Kniefall mit einem namentlich nicht genannten Kaiser im Zusammenhang steht. Oberhalb der Porta Aurea befindet sich ein Mosaik, das Maria mit ihrem Kind zeigt. Bei Maria ist Kaiser Konstantin, von dem sie Konstantinopel überreicht bekommt. Auch Kaiser Justinian ist anwesend und gibt Maria die Hagia Sophia. Entlang der nördlichen Schildwand sind die ältesten erhalten gebliebenen Mosaiken, auf denen Figuren abgebildet sind.
Die Hagia Sophia wird zum Museum
Am 24. November 1934 fiel die Entscheidung, die Hagia Sophia zu einem Museum werden zu lassen. Gefällt wurde der Beschluss vom türkischen Ministerrat. Die Anregung zu dieser Veränderung hatte Kemal Atatürk gegeben, der der erste Präsident der Republik Türkei war. Ein Museum ermöglicht nun, dass sich die lange Geschichte der Hagia Sophia zurückverfolgen lässt.
Die Vorhallen
Vor dem Kircheneingang befinden sich Fundamente des Bauwerks, das im fünften Jahrhundert errichtet wurde. Die Hagia Sophia verfügt über einen Vorraum, den Narthex, der aus einer äußeren und einer inneren Vorhalle besteht. Die äußere Vorhalle wird als Exonarthex, die innere als Esonarthex bezeichnet. Die äußere Vorhalle hat nur wenige Verzierungen aufzuweisen. Einige Türen, die aus Bronze angefertigt wurden, führen in die innere Vorhalle. Diese hat eine Länge von 60 Metern und eine Breite von 11 Metern. Sie ist mit kunstvollen Marmorarbeiten geschmückt.
Der Hauptraum der Hagia Sophia
Der Hauptraum der Hagia Sophia setzt sich aus drei Kirchenschiffen, der Empore und dem Garten zusammen. Über dem Hauptschiff wölbt sich die prächtige Kuppel, die einen Durchmesser von 31 Metern hat. Die Höhe der Kuppel beträgt 56 Meter. Sowohl im Osten als auch im Westen befinden sich noch mehrere kleinere Halbkuppeln. Auch Kuppeln in Form von Muscheln gehören zu diesem Bauwerk.
In der Apsis befinden sich Mosaiken, die aus dem neunten Jahrhundert stammen. Hier ist die Madonna mit dem Kind abgebildet. Sie ist von den Erzengeln Gabriel und Michael umgeben. Es gibt auch Buntglasfenster, die aus dem 19. Jahrhundert stammen. Diese wurden im Rahmen der Renovierungsarbeiten erstellt, die während des Zeitraums von 1847 bis 1849 stattfanden. Die Säulen und Wände des Bauwerks sind mit antiken Verkleidungen geschmückt. Dafür kamen Marmorintarsien zum Einsatz, die aus dem Römischen Reich zur Hagia Sophia gebracht wurden.
Die Emporen
Die Nordempore zeigt das Bild von Kaiser Alexander. Auch auf der Südgalerie befinden sich Bilder von Herrschern. Hier sind Kaiser Johannes II. Komneos und Kaiserin Irene sowie deren Sohn Alexios zu sehen. Sie übergeben Maria und ihrem Kind Gaben. Auch Kaiserin Zoe und ihr Ehemann Konstantin IX. sind hier abgebildet. Auf einem prächtigen Andachtsbild aus dem 14. Jahrhundert ist Jesus mit Maria zu sehen. Johannes der Täufer befindet sich ebenfalls auf diesem Mosaik. Die früher vermutlich vorhandenen Stifterfiguren wurden teilweise zerstört. Ihre Gesichter blieben jedoch erhalten.
Die Minarette
Auf der Hagia Sophia befinden sich vier Minarette. Sie wurden zu verschiedenen Zeiten errichtet. Das erste Minarett entstand unter Mehmed II. im Jahr 1453. Sultan Bayezid II. ließ das kannelierte Minarett errichten. Im Jahr 1573 wurden unter der Herrschaft von Sultan Selim II. die zwei ältesten Minarette ersetzt.
Der Hof
Im Hof der Hagia Sophia gibt es viele archäologische Funde. Hier befinden sich auch ein großes Taufbecken, ein Moscheebrunnen und die Gräber von fünf Herrschern. In den Gräbern fanden Sultane und ihre Angehörigen die letzte Ruhe.
Die Hagia Sophia wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Sie ist ein großes Meisterwerk, das mit seiner langen Geschichte und der prächtigen Ausstattung eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlt.