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Caprese Michelangelo

Ein Bericht über Michelangelo in der Zeitung brachte mich auf den klangvollen Ortsnamen Caprese Michelangelo. Ein kleiner unscheinbarer Ort zwischen Bibbiena und Arezzo. Keine 2000 Einwohner zählt der Ort und doch ist es der Geburtsort einer der größten Bildhauer und Maler Italiens, der Weltruhm erlangte, Michelangelo Buonarotti.

Toskana

Toskana ©iStockphoto/temis

Viel Stein empfing mich bei der Ankunft, eher grau, duster und ohne eine Menschen Seele. Auf einen der vielen aus Stein gehauenen Bänke, die das ganze Dorf säumen, lies ich mich nieder, bereit dem Dorf auf der Stelle den Rücken zu kehren. Wie so oft kommt es anders. Es waren die vielen Details, die beeindruckten. Eine gusseiserne Glocke ruhte in einem Rundbogenfester, Rustikal das Ambiente vor einem Anwesen und die Laternen verlangten bereits jetzt und viel später, wenn die Dunkelheit Caprese Michelangelo zu einer Tribüne mittelalterlichen Flairs erweckt. viel Respekt abverlangen. Mein Blick fiel durch ein torähnliches Gebilde und da war er, der Blick. Weite über eine in den Farben des Goldes eingetauchte Hügellandschaft.

Mitten im Ortskern fand ich dann das Hotel. Mit zwei Sternen ausgezeichnet und für die Toskana ein preiswertes Hotel nennt sich, wen verwundert es, Buca di Michelangelo. Von hieraus sollten nun all meine Aktivitäten starten. Ein Rundgang durch die rustikalen, steinernen Gemäuer führte mir vor Augen, das hier ist die Toskana, ihre warme Seele, ihr in brünstiges Herz. Allerdings wurde das Wörterbuch zum meist gelesenem und wertvollsten Gut in den nächsten 8 Tagen. Schlichtheit, gespickt mit ein wenig italienischer Häuslichkeit, ähnlich wie in einer der etwas älteren Schnulzenfilme mit Ornella Mutti beeindruckte und überzeugte.

Ich machte mich auf, vorsichtig mich dem Dorf zu entfernen, was angesichts dessen, dass der Ort klein war, keines Wegs Probleme bereite. Den Bergzipfel hinab, hinunter ins Tal. Unter blauem Himmel roch es noch Getreide, nach Kastanienbäumen, ja selbst der Staub der steinigen Straße betörte. Ich war bereit die Toskana zu entdecken und die Stillen Momente des Geburtsortes Michelangelo aufzusaugen und zwischen seinen kleinen und größeren Werken im Park zu lesen und Ruhe zu finden. Auf dem Rückweg nahm ich das kleine Museum, welches photographierte Werke und Zeitdokumente Michelangelos und seines Vaters enthält, in Augenschein. Für meinen Geschmack wird er hier überschwänglich hoch gelobt und die Ausstellung ebenso der Ort geben die wahre Begabung des Meisters nicht preis.

Florenz ist keine 100 km entfernt, Arezzo noch dichter und immer mittenhindurch durch die Toskana. Auf dem Weg nach Florenz streifen links und rechts des Weges bis zu 1200 m Gebirgskette. Wuchtige Klosteranlagen prägen die oberen Hänge des Pratomagnogebirges, während Wein und Olivenfelder die unteren Berghänge bekleiden. Einmal falsch abgebogen, führte mich der Rückweg quer durch das Tal Casentino. Gespeist von der Quelle des Arno die Region von unendlich viel Grün geprägt. Erst beim Nachlesen erfuhr ich, dass Casentino Teil des Parco Nazionale delle Foreste Casentinesi ist.

Dieser Umweg lohnt sich. Hier gibt es nicht nur imposante zweibogige Ziegelsteinbrücken, welche sich wie ein Fotomodel quer über den Fluss Sieve legen, nein hier gibt es, glaube ich, die frischesten, köstlichsten, preiswertesten hausgemachten Pasta der gesamten Toskana. Das Restaurant La Casellina, gleich hinter dem verschlafenem Ort Pontasseive (da wo die Brücke der Hingucker ist) habe ich noch mehr geliebt, wie das empfohlene und scheinbar Ausflugsrestaurant La Balta.

Man hört so viel von Florenz, bedeutende Renaissancearchitektur, geistiges, kulturelles Zentrum, Messestadt und ihre Geschichte. Man muss nicht nur Zeit mitbringen, sondern man sollte genau wissen, was man in Florenz erleben will, denn diese Stadt steht niemals still. Meine Empfehlung, die Ponte Vecchio mit den vielen winzigen Läden, die Uffizien und ein Stück am Arnoufer flanieren und als Tourist Touristen beobachten.

Die Provinzhauptstadt Arezzo enttäuschte zunächst. Das mittelalterliche Flair verliert sich in dieser Stadt ein wenig. Viele Wohnblöcke, eher zweckmäßig als schick und die Weitläufigkeit bedecken den ansonsten charmanten, toskanischen Charakter. Doch ein reichhaltiges Wanderwegenetz in der Region Valtiberina führt nicht nur nach Caprese Michelangelo zurück, sondern führt zu Monterchi, mit ihrer berühmten Madonna del Patro, zur Stadt der sieben Tore, nach Sansepolcro, einfach zurück zum ländlichen Leben in der wunderbaren Toskana.

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