Sansepolcro
Sansepolcro ist eine angenehme und interessante Stadt auf den Ebenen des oberen Tiber-Tals, im Südosten der Toskana an der Grenze zu Umbrien gelegen. Sie ist einen Besuch wert ist wegen ihrer Atmosphäre, wegen ihrer Kunstwerke, wegen ihrer Architektur und vor allem wegen ihres Palio della Balestra (einem Armbrust-Turnier), das jedes Jahr am zweiten Sonntag im September stattfindet, wenn eine große Zahl von Bürgern in mittelalterlichen Kostüm durch die Stadt ziehen.
Sansepolcro befindet sich in einem Gebiet von Italien, das historisch von Etruskern besiedelt worden war. Im oberen Tiber-Tal waren es die Walnussbäume, die eine wichtige Einnahmequelle für die Etrusker und die Römer darstellten. Die Römer eroberten Teile des etruskischen Gebiets und Birtugia, ein römisches Lager wurde dort gebaut, wo Sansepolcro sich heute befindet. Eine Reihe von Römern, darunter Plinius der Jüngere, bauten ihre Sommer-Villen hier; Plinius lobte in einem berühmten Brief das Klima und die Gesundheit der Eingeborenen.
Sansepolcro wurde im 10. Jahrhundert durch zwei Pilger, Arcanus und Aegidius, gegründet. Sie konstruierten ein Oratorium, das wegen der heiligen Reliquie ein wichtiger spiritueller Ort wurde. Die ersten historischen Aufzeichnungen stammen aus der etwas späteren Zeit und beziehen sich auf den Bau einer Benediktiner-Abtei. Das historische Zentrum Sansepolcro erreichte seine jetzige Größe um 1400. Um 1500 baute Giuliano da Sangallo die heute noch interessanten Mauern der Stadt.
Sansepolcro ist umgeben von den fruchtbaren Ebenen des oberen Tiber-Tal, wo Tabak ein wichtiges Anbau- und Handels-Produkt darstellt. Und es war in Sansepolcro, wo Giulia Boninsegni und Gio Batta Buitoni ihre Produktion von Teigwaren 1827 begannen; hier wurde die erste Pasta-Fabrik in Italien gebaut. Eine von diesen alten Fabriken steht noch heute innerhalb der Stadtmauern. Buitoni gehört heute zu Nestlé , behält aber eine starke Präsenz in der Region.
Sansepolcro ist auch bekannt als Geburtsort des Malers Piero della Francesca (ca. 1416 – 1492). Andere berühmte Künstler sind hier auch geboren: Santi di Tito, Matteo di Giovanni und Raffaellino del Colle, ein von Rafaels besten Schülern.
Sansepolcro verfügt über eine Reihe von wichtigen Sehenswürdigkeiten:
Das Stadtmuseum von Sansepolcro (der Palazzo della Residenza, gebaut in den 13. und 14. Jahrhundert) beherbergt vier Werke von Piero della Francesca. Die zwei bedeutendsten Werke sind: „La Resurrezione“ und „La Madonna della Misecordia“. Das Museum beherbergt auch bedeutende Werke von Santi di Tito und anderen Künstlern, die vor allem aus Kirchen von Sansepolcro und der Umgebung hierher verlegt wurden.
Die Kathedrale von Sansepolcro (gewidmet Giovanno Evangelista) ersetzte das alte Oratorium am gleichen Standort und wurde im 14. Jahrhundert erweitert. Doch in den 1930er Jahren wurden unter der faschistischer Rekonstruktionspolitik alle Änderungen rückgängig gemacht, so dass die Kathedrale fast wieder wie ursprünglich geschaffen besichtigt werden kann. Mit den drei Schiffen und den romanischen Säulen zeigt sie gotischen Einfluss. Die einzige spürbare Veränderungsmaßnahme ist die Kapelle im barocken Stil. Der Dom hat viele schöne Kunstwerke und das Meisterwerk ist „Il Volto Santo“, eine ungewöhnliches hölzernes Kruzifix karolingischen Ursprungs aus einem einzigen Nussbaum. Die Kathedrale wurde zwischen 1983 und 1989restauriert, und ihre Wandmalerei ist eine Besichtigung wert.
Die Festung von Sansepolcro wurde im 14. Jahrhundert rekonstruiert und im 16. Jahrhundert von Giuliano da Sangallo erweitert. Im Jahr 1800 wurde sie aber zu einem Bauernhof degradiert. Dieser ist nun privates Eigentum mit wechselhafter Geschichte.
Die Kirche vom heiligen Agostino, zunächst gebaut als die Pfarrkirche Santa Maria, wurde 1771 umgebaut im barocken Stil. Der Glockenturm ist eine Anlehnung an einem antiken mittelalterlichen Turm.